„Verwoben“ ist die Heiligtumsfahrt Mönchengladbach überschrieben. Die Citykirche schließt sich diesem Wunsch gern an, oder besser gesagt: dieser Hoffnung, dass sich die Menschen in dieser Stadt und darüber hinaus immer mehr und immer tragfähiger miteinander vernetzen.
Auf dem Altar der Münsterkirche liegt das ökumenische Abendmahltuch. Es muss Orte geben, an denen sich kein Mensch ausgeschlossen fühlen muss, an dem jede und jeder sich willkommen fühlen darf. Es muss solche Orte geben; gäbe es sie nicht, es würden viele Menschen herunterfallen, herausfallen, durchfallen.
Es ist gut, dass die Heiligtumsfahrt am Tag des Pfingstfestes beginnt. Es ist der Tag des guten Geistes; es ist der Tag, an dem wir uns erinnern, dass Gott einen Geist über die Welt gelegt hat, der Weite schafft, so dass sich alle verstehen können.
Es ist gut, dass es in unserer Stadt Menschen an ganz unterschiedlichen Orten gibt, die sich von diesem Geist berühren und in Bewegung bringen lassen. Denn es fallen – auch in unserer Stadt - Menschen herunter, sie fallen heraus, sie fallen durch das Lebensnetz in unserer Gesellschaft und in unserer Kirche, das an viel zu vielen Stellen gerissen und löchrig ist von Menschenhand. Menschen in unserer Gesellschaft, die radikale Parolen verbreiten und fake News, die hetzen und verleumden; die Rechte für sich in Anspruch nehmen, die sie anderen verwehren; die urteilen über andere, ohne Sinn und Verstand. Und auch Menschen in unserer Kirche, die an einem System festhalten, dass man Unrechtssystem nennen muss, da es zum eigenen Erhalt billigend in Kauf nimmt, dass der Missbrauch von Menschen relativiert, und die Diversität der Menschen geleugnet wird. Da ist es gut, um Menschen und Orte zu wissen, wo dieses Unrecht in Sprache gesetzt wird und Zeichen der Verwobenheit und Verbundenheit gesetzt werden.
Das Abendmahltuch auf dem Altar der Münsterkirche ist deshalb mehr als ein Symbol; es ist Erinnerung und Einladung und Auftrag. Dass die Heiligtumsfahrt mehr als ein schönes Fest werde, dass wir Christinnen und Christen nicht nur uns selbst feiern, sondern uns verweben mit der Vielfalt der Glaubenden und Suchenden, und dass die Feiern der Gottesdienste nicht Selbstzweck seien, sondern Motivation und Kraftquelle das Netz der Verbundenheit zu stärken, das wünsche ich uns allen.
Ihr und Euer
Christoph Simonsen