Nebel umfängt mich morgens in diesen Herbsttagen, wenn ich mit den Hunden meine Runde drehe. Irgendwie ist das ein wohliges Gefühl, die Natur, die kleinen Gehöfte so liebevoll umhüllt zu sehen. Ich genieße diese Augenblicke am frühen Morgen und fühle mich auch auf eine unerklärbare Weise geborgen.
Andererseits bin ich dankbar, nicht im Nebel Auto fahren zu müssen. Da lauern Gefahren, die schwer abzusehen und zu kalkulieren sind.
Nebel scheint sich auch in der römischen Synodenaula breitzumachen, wo zur Zeit 370 Synodale die Zukunft der römisch katholischen Kirche in den Blick nehmen. Dass, genauer betrachtet, 290 Bischöfe und gerade mal 80 Laien, und von denen 10% Frauen sind miteinander diskutieren, lässt aufhorchen. Und noch nebulöser wird es, wenn zu Beginn der vierwöchigen Versammlung bereits am zweiten Tag der Leiter des Glaubensdikasteriums ein vatikanisches Schreiben zur Stellung der Frau in der Kirche ankündigt und mitteilt, dass es zur Zeit aussichtslos sei, den Frauen ein Amt in der Kirche zukommen zu lassen, dann ist doch die Frage erlaubt, warum noch weiter diskutiert werde. Die Reformgruppe „Catholik women councils“ hat deshalb bereits Demonstrationen in Rom angekündigt. Aber Hand aufs Herz: Meine Hoffnung verliert sich auch im Nebel der Zukunft unserer Kirche, ob überhaupt ein ernsthafter Wille bei den Verantwortlichen in Rom besteht, sich den berechtigten Forderungen der Frauen nach einer ernsthaften Teilhabe an der Gestaltung der Kirche auszusetzen. „Aus Frust wird nun aber produktive Wut“, reagiert die Vorsitzende des CWC Regina Franken. Sechzig Jahre würde nun auf theologischer Ebene die Frauenfrage in Rom und weltweit diskutiert, und bewegen tut sich nichts. Mir wird immer deutlicher, die sogenannte „Frauenfrage“ ist in Wahrheit eine Kirchenfrage. In monarchischer und absolutistischer Weise manövrieren die Herren der Kirche unsere Kirche ins Abseits. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck spricht von einer merkwürdigen Ausklammerung bestimmter Lebensbereiche, die nicht ausgeklammert werden sollten. Nun werden sie nicht nur ausgeklammert und ausgelagert in Arbeitsgruppen; vielmehr werden Fakten geschaffen, die die Kirche noch mehr in die Bedeutungslosigkeit führen werden.
Da war eine große Erwartungshaltung im Vorfeld der römischen Synode, dass sich der Nebel der ungelösten Fragen nun ein wenig lichten würde. Gleich zu Beginn werden diese Hoffnungen nun getrübt. Das ist mehr als bedauerlich.
Und wir hier in Mönchengladbach, überhaupt wir, die wir Kirche noch mitzugestalten und zu erneuern bemüht sind? Ich wünsche mir, dass wir uns nicht einschüchtern lassen von der Hartherzigkeit und Respektlosigkeit, denen so viele Menschen in unserer Kirche dadurch ausgesetzt sind dadurch, dass die „Herrenkirche“ sich in sich selbst verschließt. Aber verdenken kann ich keiner und keinem, die/ der sich zurückzieht.
Bischof Bätzing sprach im Eröffnungsgottesdienst der Herbstkonferenz der Bischöfe sinngemäß davon, dass vielen Menschen die Frage nach Gott nicht mehr relevant sei. Gutes und verantwortliches Leben sei für viele Menschen auch ohne Glaube möglich. Ja, ein menschenfreundliches und verantwortungsbewusstes Leben ist auch ohne einen Glauben möglich. Dennoch muss die Frage erlaubt sein, ob so manche Herren der Kirche nicht einen großen Anteil an Mitverantwortung tragen dafür, dass die Sehnsucht nach Gott sich verflüchtigt, binden sie doch den Glauben an eine Kirche, die die Sehnsucht der Menschen nicht wirklich sieht.
Die Citykirche möchte auf jeden Fall ein Ort sein und bleiben, wo Fragen erlaubt sind, wo Antwortversuche nicht nur gehört, sondern auch ernstgenommen werden und wo Glauben als ein großes Geschenk erlebbar gemacht werden möchte, jenseits aller tradierter Enge und Spitzfindigkeiten.
Ihr und Euer
Christoph Simonsen