Im März in der Citykirche

20190704_122929 Kopie 2_klein (c) Christoph Simonsen

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Osterblüten (c) Chr. Simonsen

Wenn ihr diese Zeilen lest, liegen schon 13 Tage des Monats März hinter uns. Es waren und sind in unserer Kirche besondere Tage des Fastens und der Einladung zur persönlichen Rückbesinnung; so können wir uns neu bewusst werden, was uns wichtig ist, auf welchen Fundamenten wir unser Leben aufzubauen versuchen und was uns Mut und Kraft schenkt, unser Leben anzunehmen und zu gestalten.

 

Nun gehen wir auf das Osterfest zu und diese Tage werden wir in der Citykirche unter ein besonderes Thema stellen:

 

leben :

 

Ausnahmsweise ist mal das Satzeichen in diesem Slogan von besonderer Bedeutung. Der Doppelpunkt; er deutet an, dass dem Vorhergestellten noch etwas Bedeutsames folgt, etwas Erläuterndes. Fragen drängen sich auf: ‚Was erwarte ich noch in meinem Leben? Erwarte ich überhaupt noch etwas? Bin ich neugierig auf das, was kommt, oder lass ich alles auf mich zukommen? Empfinde ich mich als Gestalter*in meines Lebens oder fühle ich mich getrieben von den Umständen?‘

 

Fragen können so etwas wie der Treibstoff des Lebens sein; sie helfen, voranzukommen; sie machen Mut, nach einem Verweilen wieder aufzubrechen.

 

leben : bedenken in Tagen des Fragens und des Nicht-Verstehens. Gründonnerstag: „Warum geben sich Menschen dazu hin, andere zu verraten? Warum lähmt Angst die Menschen, so dass sie ihre Sehnsüchte und Hoffnungen vergessen? Warum sind Freundschaften so fragil, dass sie ihre Kraft verlieren, wenn das Leben zur Frage wird?“

 

Karfreitag: „Warum finden Menschen Lust am Töten? Warum sind sie so leicht zu beeinflussen? Warum hat ein System Freude daran, Wehrlose bloßzustellen und Geradlinige auszustoßen?“

 

Karsamstag: „Ist wirklich alles vorbei? Wenn Tod das Ziel ist, warum dann noch leben? Warum träumen, wenn doch alles in Nichts zerfällt? Warum glauben, wenn nicht zu glauben am Leben nichts ändert?“

 

leben : leben

 

Ostern: ist der Christinnen und Christen von Gott geschenkte Doppelpunkt. Ostern ist das von Gott gesetzte Satz-Zeichen, das ungeahnte Lebenserwartungen weckt und zugleich ist es das Mut-Zeichen, das uns herausfordert, Leben angstfrei zu gestalten.

Ostinato: hat vordergründig nichts mit Ostern zu tun, auch wenn die Worte ähnlich klingen. Ostinato ist in der Musik eine sich stetig wiederholende musikalische Figur, sei es eine Melodie, ein bestimmter Rhythmus oder ein anderes musikalisches Element. Ostern ist die ständig sich in unserem Leben wiederholende Melodie des Lebens.

 

So lade ich Euch ein am Gründonnerstag, 28. März, 20h ein zu einer Ausstellungseröffnung, die Arbeiten der Künstler*innen Sybille Pattscheck und Freddie Soethout zeigen wird. Sybille Pattscheck wird malerische Arbeiten zeigen: Voluminöse Farben, Farbpigmenten verdankt, die in heißem, gebleichtem Bienenwachs gelöst und aufgetragen werden auf Acrylglaskörper, prägen diese Bilder. Dem zugestellt ist eine Skulptur von Freddie Southout, einem Schiff gleichend, aber eher einem Farbenmeer ähnelnd: fliehende Formen aus Tupfern und Linien, die Schiff und Meer eins werden lassen.

 

In einer Zeit, die geprägt ist von Schwarz-Weiß-Denken und allzu einfachen Antworten auf die komplexen Fragen des Lebens zeigen diese Arbeiten eine Vielfalt, die der österlichen Wirklichkeit gerecht wird.

 

An die Vernissage schließt sich eine Passionsbesinnung an. Vanessa Porter und Emil Kuyumcuyan werden musizieren; begleitet von Texten Christoph Simonsens, der, an den Abend des Gründonnerstag erinnernd, in die sich wiederholende Musik der menschlichen Sehnsucht, die immerwährende Ahnung von Leben wachzuhalten versucht.

 

Vanessa Porter ist eine der international vielseitigsten Schlagzeugerinnen. Als Solistin verbindet sie aktuelle Werke mit Improvisation, Elektronik und darstellender Kunst und schafft mühelos beeindruckend vielfältige Klangräume. Ihr Programm "folie à deux" - für Schlagzeug und Elektronik wurde unter anderem in der Elbphilharmonie Hamburg, Philharmonie Paris oder dem Concertgebouw Amsterdam gespielt.

 

In Istanbul geboren, wurde Emil Kuyumcuyan gleichermaßen vom Jazz wie von anatolischer Musik geprägt. Er ist Komponist, Elektromusiker und Schlagzeuger. Jüngst wurde er zum Professor für Schlagzeug an der Musikhochschule Frankfurt ernannt. 2019 schuf er sein erstes audiovisuelles Werk mit dem Titel "I S T A N B U L | the roots", eine von der Stadt inspirierte Multimedia-Performance. Er ist ein gefragter Partner in den wichtigsten zeitgenössischen Formationen wie Les Percussions de Strasbourg, Ensemble Intercontemporain, Ensemble Modern und Slagwerk Den Haag.

 

 

Ostermorgen, 31. März 2024, feiern wir um 6.00h in der Frühe das Fest der Auferstehung, musikalisch unterstützt von Jürgen Löscher am Saxophon und der Klarinette und Klaus Paulsen am Klavier.

 

Ich wünsche uns allen wache und aufmerksame Tage, darauf vertrauend, dass Ostern 2024 für alle ein Fest des Lebens wird.

Euer

Christoph Simonsen

 

 

2020_10_Kirchenführer Kopie (c) Chr. Simonsen

Und hier noch der Hinweis auf unseren Kirchenführer, der in besonderer Weise die historische Bedeutung unserer Citykirche in einen Kontext mit der heutigen Nutzung setzt und die einmaligen künstlerischen Werke sowie die liturgischen Elemente geistlich vorstellt und interpretiert. Dieser ist gegen eine Spende gern zu erwerben (Herstellungswert ca 5,00 €). 

 

20190524_Fensterausschn_171106 (1) Kopie (c) Christoph Simonsen