Heute hab ich es tatsächlich leibhaftig erfahren: Ja, die Kirche ist ein Zufluchtsort! Seit Tagen, ja seit Wochen hat es wieder geregnet; wolkenbruchartig schüttete es von oben und die steilen Gassen konnten das Wasser nicht halten. Wir Passant*innen rutschten nur über die glatten Marmorsteine, mit denen die Gassen gepflastert sind. Und wohin retteten sich die Menschen? In die Basilika St. Euphemia. Nahezu alle Bänke waren in Windeseile besetzt und es war überall ein erleichtertes Aufatmen zu hören.
Kirche: ein Zufluchtsort. Für mich die schönste Umschreibung dessen, was Kirche sein könnte.
Ich erinnere mich des kurzen Berichtes eines geschätzten Kollegen, der es ermöglichte, einem Schutzsuchenden und dennoch von Abschiebung Betroffenen ein Kirchenasyl zu ermöglichen.
Ich erinnere mich einer Begegnung mit einem transidenten Menschen, der mir nach einem Besuch in der Citykirche anvertraute, seit vielen Jahren hätte er bei diesem Kirchenbesuch keine beklemmenden Angstgefühle gespürt. Was für ein Lob für die Citykirche, dachte ich mir damals und still kümmerte mich, was für ungute Erfahrungen er/sie wohl zuvor gemacht haben muss.
Und ich erinnere mich voller Scham des Gezerres in unserem Nachbarbistum, wo ein Kollege wegen einer Segensfeier für alle, die sich lieben, gefeiert hat, und dafür von den sogenannten Hirten der Kirche eine Standpauke wie eine Abmahnung erhielt.
Kirche: ein Zufluchtsort. Nein, es haben nicht alle gleich zu beten begonnen, dort in der Euphemiakirche. Manche haben ihre Nachrichten auf ihrem Handy gecheckt, andere liefen ein wenig staunend, aber hilflos herum, wieder andere blickten auf die Ausgänge, ob es doch endlich zu regnen aufhören würde, und wieder andere staunten ob des großen steinernen Sarkophags mit den sterblichen Überresten der Märtyrerin Euphemia, die am 3. September 306 in der römischen Herrschaft des Kaisers Diokletian ob ihres Glaubens getötet wurde.
Kirche: ein Zufluchtsort für alle – das wär’s.