Urlaubsgedanken 4. Teil

Abends in der Altstadt von Rovinj; Menschen aus so vielen Nationen schlendern um das alte Hafenbecken, genießen ein Glas Malvazija, den fruchtigen Weißwein der typischen kroatischen Traube, prominieren durch die engen Gassen mit den originellen kleinen Geschäften. Dabei fällt mir auf, wie schön die Menschen sind, gleich ob jung oder alt, athletisch gebaut oder geprägt von der Last des alltäglichen Lebens. Jede und jeder auf seine und ihre Weise will sich zeigen von der schönsten Seite; nicht prahlerisch, nicht aufdringlich, wohl aber bewusst und überzeugend. Mag es das weit fallende lockere lange Kleid sein, dass bunt über den Körper fällt oder die kurze Hose mit einem kecken bunten T-Shirt, dass auffallend die Abendstunde erhellt, alle zeigen sich fröhlich und selbstbewusst: So viele unterschiedliche Menschen, und alle wollen gesehen werden und werden gesehen. Stolze Menschen, nicht überheblich, auch nicht sich abgrenzen wollend; mir scheint, dass alle sich bewusst oder unbewusst dankbar in einer einzigartigen Gotteskindschaft zeigen wollen. ‚Ich bin, die/der ich bin. Nicht definiert durch Arbeit und Geleistetem, einzig durch das So-Sein und Da-Sein. Mir kommt eine Zeile aus einem Gedicht von Hilde Domin in den Sinn:

Dein Ort ist

wo Augen dich ansehen.

Wo sich die Augen treffen

entsteht du.

Christoph Simonsen