Weihnachten ist nicht nur eine Zeit der Besinnung und der wohligen Gefühle; Weihnachten erinnert uns vor allem daran, dass Gott an dieser Welt liegt, dass er sich selbst verlassen hat, um ganz bei uns zu sein und zwar bei allen. Die Weihnachtszeit möchte die Welt zusammenrücken, möchte die Menschen zueinander bringen. Das Weihnachtsgeschehen ist keine Gefühlsduselei, kein Ausnahmezustand zwischen den Jahren; das Weihnachtsgeschehen ist Auftrag. Im Kleinen hier im Umfeld unserer Citykirche ist uns das gelungen, mal besser, mal weniger gut. So viele verschiedene Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten durften wir als Gäste in unserer Kirche willkommen heißen: Menschen unterschiedlichen Glaubens, unterschiedlicher Überzeugungen, aber alle gleich interessiert und neugierig, hier in der Kirche etwas zu entdecken, was ihnen gut tut, was ihnen zu leben hilft. Hier konnten und können sie ihre Fragen lassen und all das, was das Leben beschwerlich, zumindest ungewiss macht. Und hier konnten und können wir gemeinsam auf dem Weg sein und bleiben, Welt und Gott in Berührung zu bringen.
Dabei wird eine Frage wach, die sich gerade in den Tagen der Weihnacht durch alles hindurchzieht, was unser Leben ausmacht. Die Frage nämlich: Wie würde dieser menschgewordene Gott in der Situation handeln oder reden, in der ich gerade bin? Diese Frage stellen wir uns viel zu selten, so vermute ich. Wir handeln und reden zumeist aus uns heraus. Unser Leben wird zu allererst durch die Erfahrungen geprägt, die wir im Leben bisher gemacht haben. Weil wir enttäuscht wurden, sind wir eher immer zuerst einmal skeptisch gesinnt; weil wir einmal übers Ohr gehauen wurden, trauen wir dem anderen zunächst einmal nicht; weil die anderen viel zu oft erst einmal an sich denken, denken wir auch lieber erst einmal an uns. Gott macht es anders: Obwohl er aufs Kreuz gelegt wird, hält er seine offenen Hände hin;
obwohl ihm gegen das Schienbein getreten wird, nimmt er die Menschen in die Arme. Manches würde anders aussehen in unserer Welt, wenn wir tun, ‚wie Er an uns getan‘. Nun sind wir nicht Gott und wir können unser Leben nicht in die Hand nehmen, ohne auf die Erfahrungen unseres Lebens zu schauen, sie ernst zu nehmen und sie zu bedenken. Aber diese Verunsicherung könnten wir doch zumindest zulassen: „Was wäre, wenn….?“ Was wäre, wenn Gott, in dieser konkreten Situation in mir Mensch werden würde? Würde ich dann vielleicht doch anders reden oder handeln? In diesem Sinne wünschen wir von der Citykirche Ihnen eine gesegnete Weihnacht und vertrauen Ihre Lebenssituation dem menschgewordenen Gott an, heute und auch im neuen Jahr 2020.
In herzlicher Verbundenheit
Christoph Simonsen