Ostern

Karfreitag noch haben wir den Tod beklagt, heute feiern wir das Leben. Das ist und bleibt wohl ein großes Geheimnis, dass wir Christ*innen an das Leben glauben in der Einsicht, dass uns der Tod nicht erspart bleibt. Wir sind zuversichtlich trotz der ungeschönten Wahrheit, dass allem Leben ein Tod folgen muss. Wir freuen uns, als begrenzte Geschöpfe einer heilen Zukunft entgegen gehen zu können. Wir sind hoffnungsfroh in einer Welt, in der es wohl niemals eine Zeit gab, in der Menschen nicht einander bekriegt haben. Wir feiern heute, am 12. April 2020, Ostern, obwohl die Covid-19 Pandemie unser ganzes Leben gerade auf den Kopf stellt und so vieles, was bisher selbstverständlich schien, heute zur Frage geworden ist. Wir feiern heute Ostern, während auf den griechischen Inseln tausende von heimatsuchenden Menschen in den unwürdigsten Umständen ihr Leben fristen müssen. Wir feiern Ostern im Wissen darum, dass all die Kriege auf unserer Erde so unsinnig sind.

Wir feiern, weil wir glauben! Wir glauben, dass diese Welt mit diesen Menschen, mit allen Menschen eine Zukunft hat. Wir glauben, dass unsere Welt erlöst ist, wirklich erlöst ist. Wir glauben, dass nichts geschehen kann, was uns von der Liebe Gottes trennen könnte. Wir glauben, dass dieser verrückte Gott zu seinem Wort steht, sich verantwortlich zu zeigen für das, was er selbst ins Leben gerufen hat.

Wir feiern und wir glauben. Und der Anlass unseres Feierns und der Grund unseres Glaubens ist so verrückt wie die Tatsache, dass wir eben genau das tun: feiern nämlich in einer Welt eben, in der alles dem Tod entgegengeht und in der viel zu wenig so ist, wie es sein könnte, vielleicht sogar sein sollte: Der Anlass und der Grund unseres Feierns ist: Ein Mensch. Einer, der ganz mit dieser Welt verwoben war. Einer, der bis in die dunkelsten Nischen dieser Welt eingedrungen ist. Einer, der allen Widersprüchen dieser Welt begegnet; einer, der den Tod in seiner erbärmlichsten Weise erfahren hat. Einer, der sagt: "Habt keine Angst, ich habe den Tod überwunden".

Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest

Christoph Simonsen