Ob der noch schmeckt? Auf meinem Schreibtisch steht immer noch der Osterhase mit dem goldenen Glöckchen um den Hals. Ihr erinnert euch? Ostern: Dieses ausgefallene Fest, wo alle zuhause bleiben mussten. Kein Glockengeläut, kein Orgelgetöse, überhaupt kein Fest. Der Osterhase auf meinem Schreibtisch hat’s überlebt, das Marzipanei auch.
Wie komm ich jetzt darauf? Zufall! Ich sitz gerade am Schreibtisch und stiere auf das lustige Dreigestirn auf meinem Schreibtisch mit dem Glasschweinchen in der Mitte. Es ist angenehm ruhig in der Citykirche, sind ja auch Ferien. Der Übergang vom Alltag in die Ferienzeit ist dank Corona schon anders als sonst, denn vorher war es auch schon ruhig.
Gestern hörte ich im Radio einen Beitrag über die ersten Feriengäste auf Malle. Selbst da ist es ruhig, fast totenstill, wie ein Tourist in dem Beitrag feststellte.
Ein ruhiges Osterfest, eine ruhige Arbeitszeit in der Citykirche, außergewöhnlich ruhige Ferien. Aber Stille muss doch nicht gleich an Tod erinnern. Es gibt doch auch eine lebendige Stille. Ein Spaziergang im Wald, ein ruhiger Abend auf der Couch mit einem guten Buch und einem schönen Glas Wein, ein entspannter Nachmittag im Garten oder ein spontaner Besuch bei Freund*innen, die man schon ewig nicht mehr gesehen hat.
Ostern war auch nicht laut – ursprünglich. Ostern feiern wir doch das Leben; das Leben, das sich nicht kaputtkriegen lässt, von nichts und niemandem. Ostern ist doch der Anfang einer unerwarteten Ahnung, dass das Leben gehalten, getragen ist, über alles Unzugängliche hinweg.
Ich überlege, ob ich nicht einfach heute Ostern feiern soll, also: das Leben heute feiern soll. Nicht laut, nicht mit Glockengeläut und Orgelgetöse, sondern einfach nur so mit guter Laune, die ich mir nicht nehmen lasse, heute nicht, und morgen auch nicht. Und den Osterhasen, den lass ich auch leben, der lächelt mich so nett an.
Schöne Ferien
Euer Christoph