Ist Gott von dieser Welt?

20131231_141800 (c) Chr. Simonsen
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Datum:
Di. 9. Juni 2020
Von:
Christoph Simonsen

Ist Gott von dieser Welt? Interessiert ihn unsere Welt? Gott ist der immer andere. Rät Jesus deshalb seinen Freundinnen und Freunden, sich nicht zu sorgen um diese Welt, weil diese Welt weniger zukunftsträchtig ist als die Welt Gottes, die aber eben irgendwo anderes und in einer anderen Zeit uns ansichtig sein wird?

 

 Aber ich kann nichts dafür: Ich sorge mich und manchmal verzweifle ich angesichts der Sorglosigkeit vieler Menschen, die für mich an Dummheit grenzt, manchmal auch an überbordeter Ignoranz.

 

Wenn ich nur in unseren Tagen an die Verschwörungsfanatiker denke, die wirklich nicht von dieser Welt sein können, wenn sie die Gefahren des Covid-19 Virus leugnen und auf die Straße gehen, um für ihre Freiheit demonstrieren, die sie in Gefahr sehen. Ja, die Einschränkungen von Freiheiten des einzelnen sind sehr sensibel anzugehen. Aber wenn meine persönliche eingegrenzte Freiheit anderen Gesundheit und Genesung ermöglicht, dann verzichte ich gern eine Weile auf meine Freiheitsrechte.

 

Und heute wird George Floyd beigesetzt in seiner Heimat in Minneapolis, der Mann, dessen Schrei um die Welt gegangen ist: „Ich kann nicht atmen“. Und jetzt in diesen Tagen stellt sich heraus, dass in Amerika ein Großteil der Sondereinheiten der Polizei in geheimen Fortbildungsveranstaltungen darin ausgebildet wurden, Minderheiten das Fürchten zu lehren, wo sie die die Vorherrschaft der Weißen gefährdet sehen und aus dem Verteidigungsministerium dazu mit Kriegsmaterial  ausgestattet wurden. Wenn diese Welt - entschuldigt bitte – von kranken Egozentrikern regiert wird, dann macht es vielleicht doch Sinn, auf eine andere Welt zu hoffen.

 

Natürlich müssen wir uns sorgen. Wie verantwortungslos wäre es, alles nur einfach auf sich zukommen zu lassen. So, wie sich das Leben gerade zeigt, müssen wir geradezu in Sorge zergehen. Uns sorgen um unsere Zukunft, auch um die Zukunft unserer Beziehungen und Familien in Covid-19 Zeiten, uns sorgen um eine Welt, in der Menschen eingeteilt werden in Menschen erster und zweiter Klasse.

 

Sich um sich sorgen, sich um die Welt sorgen, sich um die Zukunft sorgen, es beginnt damit, sich die Frage zu stellen, wer ich bin. Wir hören heute die Antwort im Evangelium des Tages: Wir sind Salz der Erde und Licht für die Welt.

 

Wer darum weiß, wer er/sie ist, wer sich als Gesandte*r Gottes, als Geschmacksverstärker*in der Liebe Gottes und als Wegweiser*in für seine Verheißung erkennt, dessen Sorge verwandelt sich in Fürsorge. Und dessen Blick weitet sich und der erkennt: Sorgen sind kein Selbstzweck, vielmehr eine Herausforderung. Und Herausforderungen, gerade den Herausforderungen, die die Welt einem stellen, bin ich nur gewachsen, wenn ich mich einbinde und wenn ich eine Hoffnung in mir trage. Wer hofft, sieht weiter; wer hofft, spürt einen Grund;

wer hofft, kann aufatmen. Keine*r sollte mehr aufschreien müssen: „Ich kann nicht mehr atmen“.

 

Zurückschauen in die eigene Geschichte und erkennen, wer ich bin:

  • In das eigene Leben schauen
  • Verweilen
  • Innehalten
  • Genau hinschauen
  • Die inneren Augen zur Ruhe kommen lassen

Und erkennen: ich bin Salz der Erde, Licht der Welt

 

Zurückschauen in die eigene Geschichte und erkennen, wer ich bin:

  • Geschichte anschauen
  • Eigene Geschichte anschauen
  • Vergangenheit in die Gegenwart transponieren
  • Geschichte nicht abhaken, sondern wirken lassen
  • Erlebtes, Erlittenes, Erstarktes der Verdrängung entreißen

Und erkennen: ich bin Salz der Erde, Licht der Welt

 

Zurückschauen in die eigene Geschichte und erkennen, wer ich bin

  • Die Augen weiten auf Gewandeltes im Leben
  • Geglücktes erkennen aus Gereiftem und Gelerntem
  • Wunder erblühen sehen aus dem Gewesenen
  • Leben erwachsen sehen aus dem Verblassten.

Und erkennen: ich bin Salz der Erde, Licht der Welt

 

Christoph Simonsen