Gedenktage Ende Oktober

wölfe III Kopie_alle Rechte Maria Lehnen (c) Maria Lehnen
wölfe III Kopie_alle Rechte Maria Lehnen
Datum:
Mi. 10. Nov. 2021
Von:
Christoph Simonsen

In seiner Ansprache anlässlich der Erinnerungsfeier an den 9. November 1938 hat der Oberbürgermeister unserer Stadt Felix Heinrichs an die perfiden und menschenverachtenden Methoden erinnert, wie – verwaltungsrechtlich völlig korrekt – unsere Stadt „entjudet“ werden sollte und auch so gut wie geworden ist. Allein dieser Begriff lässt mich schaudern, bringt er doch auf den Punkt, was in dieser unsäglichen Nacht geschehen ist: Menschen wurde ihr Menschsein abgesprochen. Mittels eines banalen Verwaltungsaktes wurde Menschen alles genommen – zuletzt ihr Leben. Wie verachtend und verächtlich ein nacktes Handeln nach Gesetzen sein kann, hat Herr Heinrichs daran verdeutlicht, dass Familien bei ihrem Abtransport ins Ungewisse „nur“ den ermäßigten Tarif der Bahnfahrt bezahlen mussten. Selbst die Fahrt in die Arbeits- und Todeslager mussten die Menschen noch selbst bezahlen und kranker kann man nicht sein, nach Tarif: vergünstigt.

Frau Dr. Floh, die Vorsitzende der Mönchengladbacher jüdischen Gemeinde nannte in berührender Weise die Namen derer, die - für immer gezeichnet – die Gräueltaten der Nazis überlebt haben und in der Mönchengladbacher Gemeinde eine Heimat gefunden haben. Viele von ihnen sind inzwischen gestorben, mit diesen unheilbaren Wunden an Leib und Seele. Mich persönlich hat sehr berührt, dass Frau Floh in ihren Worten nicht nur der verfolgten, entführten, geschlagenen und getöteten jüdischen Mitbürger*innen sprach, sondern in ihren Ausführungen auch all die anderen mit einschloss, die Opfer des Naziregimes geworden sind: Sinti und Roma, Homosexuelle, von einer psychischen Krankheit betroffene, politisch Andersdenkende und viele mehr.

Gestern war der Tag der Erinnerung; heute und morgen und jeden Tag muss diesem Erinnerten ein verantwortungsvolles Reden und Handeln folgen. Das sind wir all denen schuldig, die ihrer Menschlichkeit beraubt wurden.

Mit großer Nachdenklichkeit

Euer

Christoph Simonsen