Der Bischof von Köln Rainer Woelki erklärt in einem Statement zum begonnenen synodalen Weg, dass sich alle seine Befürchtungen bewahrheitet hätten. Dies untermauert er in einem Interview mit der Tagespost vom 1. Februar 2020 in folgender Weise: „Die Kirche ist hierarchisch gestiftet. Es gibt in ihr nicht die hier oft propagierte „Augenhöhe“, die alles gleich macht. Als Bischof habe ich von der Weihe her eine andere Aufgabe, eine andere Vollmacht, die mich in die Tradition der Apostel stellt und mir im Gesamt der Kirche zuweist, für den Leitungs- und Heiligungsdienst der Kirche verantwortlich zu sein."
Genau diese Interpretation des katholischen Amtsverständnisses trägt dazu bei, dass Menschen sich verletzt und enttäuscht von der Kirche abwenden. Nicht ein unterstellter Mangel an Glauben, dem die traditionsbeflissenen Bewahrer in der katholischen Kirche mit einer Neuevangelisierung entgegenwirken möchten, ist ausschlaggebend für den offenen oder schleichenden Rückzug aus der Kirche, sondern genau diese Selbstüberschätzung, die sich manifestiert in diesem Alleinstellungsmerkmal, wissen zu wollen, was für die Menschen gut ist und was nicht. Deshalb ist jetzt und heute eine Erneuerung der Kirche unerlässlich. Amt und Weihe dienen vorrangig dazu: jeder und jedem einzelnen Mut und Kraft und Glauben zuzusprechen, der oder die zu werden, der und die sie im Angesicht Gottes sind oder werden möchten. In diesem Sinn ist das Statement der deutschsprachigen katholischen Frauenverbände weitaus hilfreicher und heilsamer:
(Christoph Simonsen)
bleiben und erneuern!
Positionspapier deutschsprachiger katholischer Frauenverbände zur Rolle von Frauen in der Kirche
Wir, die deutschsprachigen katholischen Frauenverbände, setzen uns seit Jahrzehnten für die Erneuerung unserer Kirche ein. Wir glauben, dass Menschen Gottes Ebenbild sind. Deshalb kommen Frauen und Männern die gleiche Würde und die gleichen Rechte zu. Wegen des Geschlechts darf es keine kirchliche oder gesellschaftliche Benachteiligung geben. Darum müssen Frauen und Männer gleichberechtigten Zugang zu allen Diensten und Ämtern in der Kirche haben.
Seit mehr als hundert Jahren prägen wir wesentlich die Gemeinschaft der Kirche in Pfarreien und Gemeinden.
Als Frauen gestalten wir Kirche, indem ...
... wir unseren Glauben feiern
Wir wollen, dass sich die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten von Frauen, Männern, Jugendlichen und Kindern in einer Vielfalt von gottesdienstlichen Feiern widerspiegeln. Dazu brauchen wir eine gendersensible und für alle verständliche Sprache.
... wir die Frohe Botschaft verkündigen
Wir wollen, dass Menschen durch prophetische und befreiende Verkündigung fähig werden, ungerechte Geschlechterverhältnisse zu erkennen, zu benennen und zu verändern.
Dazu eröffnet die Vielfalt der biblischen Gottesbilder neue Wege.
Dies muss Bestandteil der Ausbildung aller in der Pastoral Tätigen sein.
... wir den Menschen dienen
Allein eine dienende Kirche ist eine glaubwürdige Kirche. In ihr werden alle Menschen unab- hängig von ihrer Lebenssituation, Lebensform und Lebensphase begleitet, geschützt und gestützt. Wir erwarten, dass auch Frauen, die ja zumeist den diakonischen Dienst leisten, das Amt des Diakonats offensteht.
... wir Gemeinschaft leben
Unsere Gemeinschaften sind Orte, in denen sich Kirche verwirklicht. Wir Frauen sind fähig und willens, volle Verantwortung in allen Diensten und Ämtern in der Kirche je nach unserer Berufung zu übernehmen. Der massive Glaubwürdigkeitsverlust durch klerikalen Macht- missbrauch erfüllt uns mit größter Sorge. Umso mehr braucht es heute Frauen und Männer, die eine geschwisterliche Kirche leben.
Als katholische Frauenverbände wissen wir um unsere Stärke. Im bewussten Bleiben in unserer Kirche übernehmen wir Verantwortung für ihre Erneuerung.
Wir vertrauen darauf, dass Gottes Geistkraft unsere Gemeinschaft erfüllt und uns auf unserem Weg begleitet.
(Rastatt, Februar 2020 Positionspapier „bleiben und erneuern!“ deutschsprachiger katholischer Frauenverbände 2020 Seite 1/2)