Es braucht Lichtblicke: Wenn ich abends nach Hause komme, ist es meistens schon stockdunkel – und leider oft auch wolkenverhangen. Ich sehe beim abendlichen Spaziergang Jogger mit einer Stirnlampe, die ihnen den matschigen Weg ein wenig erleuchtet; Fahrradfahrer, die mir entgegenkommen, blenden mit ihrem Licht. Aber viel zu selten sehe ich Menschen, die den Blick nach oben wagen und ein Licht am Himmel suchen, Ausschau nach der Lücke im Wolkengestrüpp haltend, durch die das Licht eines Sternes dringt.
Es braucht Hörrufe: Wenn ich in dieser Zeit im Gespräch mit Menschen bin, höre ich oft den Wunsch, sie wollten ihr ‚altes Leben‘ wieder zurückhaben, sich wieder wirklich frei fühlen, eigene*r Entscheidungsträger*in sein, nicht mehr gefangen im Korsett der Corona-Pandemie.
Aber viel zu selten höre ich einen Ruf der Dankbarkeit oder der Neugierde, das Leben – das eigene Leben – neu entdecken zu können.
Es braucht Zungengeschmack: Das Leben heute sei eintönig, fade, geschmacklos, ohne jegliche Chance, Abwechslung zu erfahren.
Aber viel zu selten erkenne ich eine kreative, ideenreiche Bereitschaft, selbst dem Leben hier und jetzt Geschmack zu verleihen.
Es braucht Fußläufe: Eingesperrt in den eigenen vier Wänden, bewegungslos, kontaktlos, Du-los, Wir-los.
Aber viel zu selten erlebe ich Menschen, die sich trauen, sich selbst begegnen zu wollen, tief und ehrlich und sich selbst liebend.
Heute, am Fest der Darstellung des Herrn, am Dreikönigsfest, möchte ich mich und Euch daran erinnern, dass wir Kinder Gottes sind, mit seinem Geist beschenkt; einem guten Geist, einem Heiligen Geist, der aus dem Außergewöhnlichsten Gutes und Heiliges hervorbringen kann und der uns ermutigen möchte, aus allem – auch aus dem Außergewöhnlichsten, Befremdetsten, Eintönigsten, Eingeschränktesten, Langweiligsten, Hoffnungslosesten – etwas herauszufiltern, was uns leben lässt.
Euer
Christoph Simonsen