Ein besonderer Gottesdienst aus Anlass des Krieges in der Ukraine .
Heute Mittag hat die Citykirche eingeladen zu einem Friedensgottesdienst in Solidarität mit den Menschen in der Ukraine.
Die ukrainische Sopranistin Maria Dewies hat mit dem Pie Jesu von Andrew Lloyd Webber alle unsere Emotionen zum Ausdruck gebracht. Ich möchte Maria von Herzen danken, dass Sie trotz der emotionalen Betroffenheit, die sie noch einmal viel intensiver begleitet als mich und uns, uns ihre Stimme geschenkt hat. Die Anteilnahme von uns allen fand ihren angemessenen Ausdruck in einem mitfühlenden Schweigen und zum Abschluss auch mit einem nicht enden wollenden Applaus. Wir stehen zusammen und wir tragen einander, so gut es möglich ist.
Hier findet ihr meine Gedanken, die ich versucht habe, in Worte zu fassen im Rahmen unserer so denkwürdigen Feier:
Ich möchte, soweit das möglich ist, meine Scham in Worte fassen, weil ich glaube, dass es auch unsere Scham ist.
Ich schäme mich, abends zuhause vor dem Fernseher zu sitzen und mir die Bilder anzuschauen, die man als Mensch eigentlich nicht mehr ertragen kann. Ich sitze vor dem Fernseher und schaue zu, wie eine kilometerlange Schlange von Panzern und Militärfahrzeugen auf die Hauptstadt Kiew zufährt.
Ich sitze vor dem Fernseher und sehe das zerstöre Verwaltungsgebäude der Stadt Charkiw.
Ich sitze vor dem Fernseher, und sehe, wie Menschen zusammengekauert und angstverstört in einer U-Bahn-Station hocken.
Ich sitze vor dem Fernseher und sehe, wie junge und alte Männer sich bewaffnen, um zu schützen, was sie sich erarbeitet und aufgebaut haben.
Ich sitze vor dem Fernseher; mir stockt der Atem. Und mir wird bewusst, dass ich da auf dem Sofa sitze und nichts zu befürchten habe. Ich sitze da und schaue zu. Ich schaue dem Krieg zu. Und ich schäme mich. Ich schäme mich meiner Hilflosigkeit. Und ich schäme mich meiner aufkommenden Gedanken, dass die 100 Milliarden Euro, die jetzt wieder in die Rüstung gesteckt werden sollen, vielleicht doch sinnvoll angelegt sind. Ich will nicht, dass Waffen die Welt retten. Ich will nicht, dass die Spirale der Gewalt sich immer weiter hochschraubt.
Diese Hilflosigkeit zermürbt: Den Angegriffenen in der Ukraine verbunden sein wollen – aber der Logik der Waffen nicht folgen zu können. Was kann ich tun?
Beten? Ja! Hoffen? Ja! Ich weiß, die Menschen in der Ukraine müssen diesen Krieg alleine führen, weil sie dazu genötigt wurden wider ihren Willen und gegen ihre Überzeugung. Mein Gebet, unser Gebet, unser Hoffen ist vielleicht der Musik vergleichbar, da die Worte fehlen und sie doch gesagt werden müssen. Schweigend, dem Gott entgegen, der mitleidet.
Verbunden
Euer Christoph
Citykirche Alter Markt Mönchengladbach
Samstag, 05. März 2022, 12.00 Uhr
Musikalischer Friedensgottesdienst zur Markrzeit
in Solidarität mit den Menschen in der Ukraine.
Pfarrer Christoph Simonsen, Textgestaltung
Maria Dewies, Sopran
Klaus Paulsen, Orgel
Eintritt frei - Spende erbeten
Es gilt die 3G Corona-Regel
Besonderheit:
Die aus der Ukraine stammende Sopranistin Maria Dewies war Schülerin der Musikschule und studiert jetzt Gesang an der Musikhochschule in Köln.
Vielen Dank und liebe Grüße
Klaus Paulsen