1700 Jahre, so lange leben Menschen jüdischen Glaubens schon in Deutschland. Die erste urkundliche Bescheinigung belegt dies. Es gleicht einem Wunder und es ist ein wunderbares Geschenk, dass unsere jüdischen Gemeinden auch heute ihre Beiträge dazu leisten mit ihrer Kultur und ihrem Glauben, das religiöse und gesellschaftliche Leben in unserem Land zu bereichern und dem Frieden und der Verständigung miteinander eine Chance geben.
Daran zu erinnern, ist mir gerade heute am 27. Januar ein Anliegen, gedenken wir doch des Tages der Befreiung der Opfer vom Nationalsozialismus. Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee alle Gefangenen des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau und der beiden anderen Konzentrationslager in Auschwitz.
Ich empfinde es als ein Geschenk, dass Menschen jüdischen Glaubens dieser Barbarei, die von deutschem Boden ausging, heute die Stirn bieten und trotz dieser Wirklichkeit unaussprechbarer Unmenschlichkeit, die niemals vergessen gemacht werden darf, aus tiefer Überzeugung und aus einer inneren Freiheit heraus bei uns Heimat suchen und finden.
Unsere Pflicht ist es, zu erinnern und aus einem Geist heraus zu leben – miteinander zu leben - dass sich niemals wiederholt, was die Welt aus den Fugen gebracht hat. Und eben deshalb ist es unsere Verantwortung und Verpflichtung als Christ*innen, in Gesellschaft und Religion jeden aufbrechenden Keim von Antisemitismus zu ersticken. Das ist das Geringste, was wir unseren jüdischen Geschwistern schulden. Wunden heilen nicht, Wunden vernarben im besten Falle. Bitten wir darum, dass Vertrauen zueinander wächst und wir beieinander stehen, die Schmerzen zu lindern und ein zukunftsfähiges Leben zu schenken.