Der 10. Dezember eines jeden Jahres ist traditionellerweise der Tag der Menschenrechte.
Ich brauch keinem von Euch und von Ihnen erzählen, wie bedroht das Recht auf Leben, das Recht auf freie Entfaltung, das Recht auf freie Meinungsäußerung, das Recht auf eine ausreichende Ernährung, das Recht auf eine uneingeschränkte Bewegungsfreiheit, das Recht auf einen öffentlich gelebten Glauben beeinträchtigt und viel zu oft mit Füßen getreten wird.
Dass wir einander nach Leben und Freiheit trachten, dass diktatorische Regime ganze Völker knechten und versklaven ist ein Skandal: Deshalb haben die Vereinten Nationen nach den Erfahrungen grausamster Menschenverachtung im Zweiten Weltkrieg am 10. Dezember 1948 die Menschenrechtscharta geschrieben. Es ist heute wichtiger denn je, immer daran erinnert zu werden, dass das, was geschehen war, sich nie mehr wiederholen dürfe.
Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat sich auch die Katholische Kirche zur Menschenrechtserklärung positiv geäußert und vor allem die Religionsfreiheit betont. Umso unverständlicher ist, dass diese konstruktiven Bekundungen bis heute nicht dazu geführt haben, dass der Vatikan die Menschenrechtscharta der UN formal unterschrieben hat und dass bis heute auf dem Gebiet des Vatikanstaates weder Religionsfreiheit noch die Gleichheit der Rechte für Frau und Mann gelten.
In der Tat wäre es an der Zeit, dass auch die verfasste Katholische Kirche ihrer Glaubensüberzeugung, dass vor Gott alle Menschen gleich sind, eine formale Anerkennung der bürgerlichen Menschenrechte folgen ließe. Es wäre ein deutliches Signal, dass sie mit der Welt und mit den Menschen von heute auf Augenhöhe verbunden sein möchte und zum Beispiel erkennen lässt, dass sie sich dem Lernprozess stellen würde, Frauen nicht weiter von den Ämtern der Kirche auszuschließen und die Vielfalt der Lebensentwürfe zu respektieren. Denn eben darauf könnte die Weltbevölkerung die katholische Kirche verpflichten, wenn sie der Charta der Menschenrechte formal zustimmen würde.
Es würde der Glaubwürdigkeit einen großen Dienst erweisen und den Verantwortlichen der Kirche würde der Vorwurf erspart bleiben, von anderen zu erwarten, was sie selbst nicht vorleben würde. Die Welt und die darin immer wieder anzumahnenden Verletzungen der Rechte der Menschen würden dann wieder von einem global player begleitet werden, der mit größtem Gewicht seinen Beitrag zu leisten vermag, dass diese Welt menschlicher und friedlicher würde.
Euer
Christoph