Im August in der Citykirche

20190704_122929 Kopie 2_klein (c) Christoph Simonsen

Ganz neue Sichtweisen ergeben sich auf die Citykirche, da die Häuser auf der Hindenburgstraße abgerissen werden. Das Abteibergmuseum soll näher an das Geschehen der Innenstadt geführt werden; was lange währt, wird also im Jahr 2025 endlich gut. Ein schöner Nebeneffekt dabei ist, dass auch die Apsis der Citykirche auf ganz neue Weise wahrgenommen werden kann. In Zukunft – und jetzt auch schon anfänglich, nachdem ein Haus schon dem Erdboden gleich gemacht wurde – kann man beim Schlendern auf der Hindenburgstraße von weitem einen Blick auf eines der Wahrzeichen unserer Stadt bewundern.

Letztens sprach mich eine Besucherin der Citykirche an, dass sie immer neugierig sei, wenn sie uns besuche, „denn irgendwie ist immer was anders“, so beteuerte sie. Das habe ich als Kompliment aufgefasst.

Anders ist gerade die Innenansicht dank der Ausstellung mit Arbeiten von Birgit Wunschikk; „coincidence and mystery“ ist sie überschrieben, „Zufall und Geheimnis“ also. Zu Fotografieren ist ja inzwischen ein Volkssport geworden; wie viele Fotos sind auf unseren Smartphones gespeichert?! Aber in den Arbeiten von Birgit Wunschik geht es nicht darum, ein Bild festzuhalten, um sich später an ein bestimmtes Ereignis erinnern zu können; auch geht es nicht darum, andere teilhaben zu lassen an etwas, was ihnen ansonsten vergönnt wäre. Nein: Die Arbeiten von Birgit Wunschik haben den Anspruch, über das bisher Festgehaltene hinauszugehen. In Verwirklichung dessen, was ihr künstlerischer Freund Peter Rech einmal formuliert hat, spielt das Dargestellte, mag es noch so realistisch sein oder erscheinen, keine Rolle. Peter Rech hielt fest: „… in keinem Bild, und sei es noch so realistisch, spielt der Gegenstand eine Rolle“. Nicht Kopie des Realen, sondern Verfremdung derer wollen die Arbeiten von Birgit Wunschik sein, und so auch eine Neuschöpfung. Ihre Arbeiten zeigen nüchtern betrachtet, Alltägliches. Ein zufälliger Blick durch die Linse aber verwandelt das Alltägliche in ein Geheimnis. An uns ist es, das Geheimnis des Alltäglichen Geheimnis sein zu lassen, uns nicht vom „verstehen wollen“ überrollen zu lassen, sondern im Staunen den Respekt vor dem Leben neu entfalten lassen.

 

Viel besser als ich sagt dies Rose Ausländer in einem ihrer wunderbaren Gedichte:

 

Die Seele der Dinge

lässt mich ahnen

die Eigenheiten

unendlicher Welten

 

Beklommen

such ich das Antlitz

eines jeden Dinges

und finde in jedem

ein Mysterium

Geheimnisse reden zu mir

eine lebendige Sprache

 

Ich höre das Herz des Himmels

Pochen in meinem Herzen

In der Mitte der Ferienzeit sei an diese so wunderbare menschliche Eigenschaft noch einmal erinnert: Die Kunst, staunen zu können, macht das Leben so reich.

 

Vielleicht bietet ja der 15. August eine Gelegenheit, die Citykirche zu besuchen; dann lädt die Pfarre ein zu ihrem Matrozinium. Zum Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel feiern wir um 19h einen Gottesdienst. Nach alter Tradition segnen wir in diesem Gottesdienst auch wieder die Kräuter. Der Legende nach haben sich aus dem geöffneten Grab Marias wohlriechende Düfte verschiedener Kräuter verströmt. Kräuter geben unserem Essen Geschmack, wie auch unser Glaube, den wir teilen, den Menschen Geschmack am Leben geben möchten.

 

Zuvor am 10. August feiern wir wie gewohnt den Gottesdienst um 8. Da ich am 16.August in den Sommerurlaub gehe, ist dann der nächste Gottesdienst um 8 am 21. September.

 

Bis dahin bleibt behütet

Euer

Christoph Simonsen

2025_08_05 (c) Chr. Simonsen
2020_10_Kirchenführer Kopie (c) Chr. Simonsen

Und hier noch der Hinweis auf unseren Kirchenführer, der in besonderer Weise die historische Bedeutung unserer Citykirche in einen Kontext mit der heutigen Nutzung setzt und die einmaligen künstlerischen Werke sowie die liturgischen Elemente geistlich vorstellt und interpretiert. Dieser ist gegen eine Spende gern zu erwerben (Herstellungswert ca 5,00 €). 

 

20190524_Fensterausschn_171106 (1) Kopie (c) Christoph Simonsen